Eine katastrophale Bergpiste. Ein totes Fohlen in der
Geierschlucht. Ein ganz besonders korrupter Bulle. Ein Beinahe-Unfall beim Rückwärtsfahren
in einem Verkehrskreisel. Eine kleine Wanderung…
Ich kann mir vorstellen, dass der ein oder andere zu dem ein
oder anderen gern ein paar Erläuterungen hätte. Und in der Tat gibt dieser Tag
einige Geschichten her. Ich möchte euch aber von dem auf den ersten Blick
unscheinbarsten Punkt erzählen, der kleinen Wanderung…
Ich bin am Iskender Kul in Tadschikistan. Wahrscheinlich
hast du noch nie von dem See gehört, vielleicht noch nicht mal von Tadschikistan,
aber ich würde behaupten, dass es einer der schönsten Seen überhaupt ist. Hoch
in den Bergen auf einer Höhe von 2140 Metern ist er von steilen Bergen umringt,
die sich wunderbar im See spiegeln. Das aber absolut Besondere ist die Farbe
des Sees. Ein grün-blau, das geradezu leuchtet…
Wie so oft in den Bergen verspüre ich auch jetzt wieder das
Verlangen, einen dieser Berge zu besteigen. Vor allem bei der zu erwartenden Aussicht.
Also rein in die Stiefel und los. Der Anstieg verläuft zunächst recht moderat
und trotzdem schnauf ich gehörig. Alle paar Minuten dreh ich mich um und
genieße die sich verändernden Aussichten. Nur wenig später erkenn ich in der
Ferne eine erhöhte Steinformation, von der man den See in seiner ganzen Pracht
sehen müsste. Ich kletter hinauf und tatsächlich – was für eine Aussicht!
Traumhaft! Ich kann mich kaum satt sehen…
Irgendwann erregt ein kleiner Trampelpfad auf der Rückseite
der Steinformation meine Aufmerksamkeit. Wo geht der denn hin? Besser kann die
Aussicht sicher nicht werden. Ich bin neugierig und folge ihm. Bald wird mir
klar, dass der Weg zur anderen Seite des Canyons führen muss. Die eine Seite
hatte ich auf der Hinfahrt zum See schon kennengelernt. Nach einer weiteren
halben Stunde steigt der immer kleiner werdende Trampelpfad noch mal steil an. Ich
taper auch da hoch und steh plötzlich nur wenige Meter vor einer gewaltigen Abbruchkante…
Wie weit es da wohl runter geht? Ich muss näher ran und
taste mich langsam ran. Alter Schwede, bis zum krachenden Fluss da unten sind es
bestimmt 400 Meter. Nahezu vertikal. Ich schau mich um. Die Abbruchkante wirkt alles
andere als stabil. Ich atme schwer und spür meinen Herzschlag bis zum Hals. War
hier eigentlich auch noch das Erdbeben vom vergangenen Montag?
Ich kann es nicht genau erklären, aber wie durch einen
inneren Zwang steig ich noch einige hundert Meter weiter an dieser Abbruchkante
den Berg hoch. Ist es diese unglaubliche Aussicht? Ist es der Nervenkitzel? Ich
weiß es nicht. Hoch konzentriert und mit weit aufgerissenen Augen setze ich sorgsam
jeden einzelnen Schritt. Immer nur wenige Fußlängen von diesen unfassbaren
Abgrund entfernt. Immer auf brüchigem Fels oder losem Geröll. Auf einmal
rutscht mein Stiefel einige Zentimeter und mein Herz fast stehen. Meine Augen verfolgen
diese kleinen, sich lösenden Steinchen, wie sie dem Abhang entgegen springen und
lautlos in der Tiefe verschwinden. Ich atme schwer und mir zittern die Knie…
Ein falscher Schritt und es ist aus…
Eine sich lösende Kante und es ist aus…
Ein kleines Ungleichgewicht durch ein Verfangen im
Dornenbusch und es ist aus…
Diese und ähnliche Gedanken lassen langsam die Vernunft
Oberhand gewinnen. So wage ich irgendwann einen letzten Blick in die Tiefe des
Canyons und bewege mich langsam Richtung Sicherheit. Nach vielleicht zwanzig
Metern setze ich mich auf einen großen Stein, schaue zur Abbruchkante und denke
nach…
Hier ein Blick auf die Abbruchkante von der
gegenüberliegenden Seite:
3 Kommentare:
Ich kriege hier gleich nen Herzkasper! Aber sehr schöne Fotos!
Wenn du DAS mit Hilko machst gibt es Ärger... ;-) ich bekomme schon bei den Bildern richtig Herzklopfen...
Bin gespannt auf eure gemeinsame Zeit!!
Lieber Michael,
traumhaft schöne Fotos. Da wird uns das Herz schon ein bissl schwer, dass ,,unser" Auto jetzt ohne uns unterwegs ist.....
Wir wünschen Dir weiterhin eine gute Reise und noch viel mehr solch wunderbare Motive!
Ganz liebe Grüße aus Solingen,
Guido und Annette Mohr
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